Die sechs Yogas von Naropa und die vier edlen Wahrheiten
Die sechs Yogas von Naropa bilden ein in sich geschlossenes System des
Vajrayana-Buddhismus. Das Ziel ist die Erreichung magischer Fähigkeiten durch
kontemplative Meditation. Zurückzuführen ist die Lehre auf den
tibetisch-buddhistischen Meister Naropa (* 1016; † 1100). Naropa bekam seine
Fähigkeiten und Kenntnisse von seinem Lehrer Tilopa (* 988; † 1069) in
jahrelangem Geistestraining und zahlreichen praktischen Übungen
vermittelt.
Um der Erleuchtung Gewahr zu werden,
sind sechs Prinzipien zu befolgen. Diese sind im Einzelnen:
1.) Tummo ,das Yoga der inneren Feuers
2.) Gyulü, das Yoga des
Illusionskörpers
3.) Milam, das Yoga der
Bewusstseinsmitnahme
4.) Ösel, das Yoga des Klaren Lichtes
5.) Bardo, das Yoga des
Zwischenzustandes
6.) Phowa, das Yoga der
Bewusstseinsübertragung
Durch Meditationsübungen kann man
einen hohen spirituellen Grad erreichen, und so ungeahnte Fähigkeiten tief im
Körper schlummernd aktivieren. Alles was ist, ist zugleich nicht! Durch die
Leere entledigt man sich seiner negativen Gedanken, die Einfluss auf das
jetzige Leben im materiellen Sinn nehmen. Gier, Hass und Verblendung sind die
drei Geistesgifte, die einen ins Verderben stürzen. Den vier edlen Wahrheiten
folgend kann man das Leid auf ein Minimum reduzieren.
Die erste edle Wahrheit (dukkha)
lautet: Das unerleuchtete Leben ist Leiden. Der Daseinskreislauf auf dieser
vergänglichen Zeitenwende ist leidvoll.
Die zweite edle Wahrheit (samudaya)
lautet: Begehren ist Leid. Neid und Missgunst entspringen aus dem Begehren.
Das Streben nach Sinneslust, Macht und materiellen Wohlstand ist demnach
unvollkommen.
Die dritte edle Wahrheit (nirodha)
lautet: Durch das Erlöschen der Ursachen erlischt das Leiden: Das restlose
Vergehen bzw. Enden, Abkehren, Abtreten, Aufgeben und Loslassen genau dieses
Verlangens.
Die vierte edle Wahrheit (magga)
lautet: Erlöschen des Begehrens (und damit des Leidens) ist möglich. Zu
diesem Erwachen führt der „Edle Achtfache Pfad“: Rechte Sicht, rechte
Entschlossenheit, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechter
Lebensunterhalt/-erwerb, rechtes Bemühen, rechte Aufmerksamkeit/Achtsamkeit,
rechte Konzentration.“
Nur die Abkehr von sinnlichen Gelüsten
kann das Leid mindern. Man muss der Gier Einhalt gebieten. Nur die vom
Reichtum und Wohlstand geblendeten Menschen frönen der Sinneslust nach. Der
geistige Reichtum spielt für sie keine Rolle, sie instrumentalisieren den
Glauben für ihre habgierigen Ziele. Die Zeit des Erwachens ist nah. Alles
wird an seinen rechten Platz gebracht. Das Chaos wird im Sinne eines
dynamischen Gleichgewichts seine Ordnung finden. Nur die, die nach
Erkenntnis, bedingungsloser Liebe und der Wahrheit strebten, werden der
Offenbarung teilhaftig werden. Man muss tief im Inneren nach dem Punkt der
Einkehr suchen, den es zu finden gilt. Höret auf euer Herz, denn das Herz
belügt dich nicht. Alles Negative entspringt aus dem Verstand,
weswegen man beizeiten mit dem Herzen zu denken lernen soll!
Autor: Michael Rerex
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